In Kürze:
„Stopp! Ein Gepard“. Okonjima war die letzte Station unserer zehntägigen Reise durch Namibia. Nach neun Unterkünften, einem ständigen Wechsel zwischen Wüste, Atlantikküste und Busch sowie etlichen mehr oder minder anstrengenden Aktivitäten zeigte sich die Müdigkeit bei der Einfahrt in das sehr schöne Reservat unserer Reisegruppe in einem Gewand von Stille. Just in diesem Moment starrte uns ein Gepard von seinem Thron – einem Termitenhügel im Schatten von Akazien – direkt in die Augen. Wir hielten und machten in Ruhe Fotos von dem grazilen Jäger, war er doch nur wenige Meter entfernt. Die Aufregung war groß. Das 22.000 Hektar große Okonjima Naturreservat, genau zwischen Windhuk und dem Etosha Nationalpark, ist Zuhause der AfriCat Foundation, einer Organisation zum Schutz bedrohter Tiere, allen voran Großkatzen wie Geparden und Leoparden. Hier macht man also nicht nur Urlaub, sondern lernt auch etwas dazu und tut etwas fürs gute Gewissen – der Umsatz der fünf Lodges fließt anteilig in die Stiftung. Das Okonjima Luxury Bush Camp ist – neben der Privatvilla – die exklusivste Unterkunft und das Herzstück des Reservats. Alle Müdigkeitserscheinungen waren verflogen; die wunderschöne Lodge und das überaus freundliche Personal machten alles wett. Das Luxury Bush Camp erwartet seine Gäste im klassischen Safari-Stil; offen erbaut, hohe Decken, viel Reet, Holz und Naturstein. Auffällig war für mich, wie gepflegt die Anlage war und mit wie viel Liebe und Leidenschaft sie geführt wird.
Star Rating: 5*
Ausstattung:
Im riesigen, offenen Hauptgebäude der Lodge findet man alles unter einem Dach; Rezeption, Souvenirladen, Bar, Restaurant, Loungebereich und Swimmingpool. Das meterhohe Reetdach, die schweren dunklen Holzbalken und Ledercouches sind gepaart mit leichten Designelementen wie modernen Lampen oder Beistelltischen in Metallicsilber. Ob in Gruppen, alleine oder zu zweit, überall gibt es ein Plätzchen, an dem man in Ruhe ein Glas Wein oder ein Gin&Tonic trinken kann. Der offene Bereich führt hinaus auf einen perfekt manikürten Rasen, abgetrennt von der Wildnis durch ein Wasserloch. Nach Sonnenuntergang ist dies der ideale Ort für ein Lagerfeuer, abenteuerliche Geschichten und den traumhaften Sternenhimmel. Von drinnen und draußen hat man stets einen wunderbaren Blick auf den namibischen Busch und kann Giraffen & Co. beobachten.
Aktivitäten:
Auf den ersten Blick mag Okonjima nicht als das favorisierte Safari-Ziel Namibias erscheinen, besonders im Vergleich mit weltberühmten Hotspots wie dem Etosha Nationalpark, doch auch hier wurden wir positiv überrascht. Gäste können zwischen einer Vielzahl von Aktivitäten wählen, besonderes Augenmerk wird natürlich auf die AfriCat-Stiftung gelegt. Wir hatten das Glück von Tristan Boehme, Leiter des Info-Zentrums (den ich lustigerweise vor Jahren schon auf einer Messe in Benelux kennengelernt hatte), persönlich herumgeführt zu werden. Ein kleines Museum sowie eine Klinik geben Einblick in die tägliche Arbeit der Stiftung, besonders interessant auch für Familien mit Kindern. Anschließend ging es mit einem Ranger raus in den Busch auf einen Naturspaziergang – wie zu Beginn unseres Aufenthalts wollten wir Geparden aus nächster Nähe sehen. Im Gänsemarsch stolperten wir über Stock und Stein, bis unser Guide die Hand hob. Und tatsächlich; wenige Meter entfernt lagen zwei der zierlichen Großkatzen flach auf dem Boden. Nach 10 Minuten und 100 Fotos fing eine der Katzen an zu zischen, ein klares Zeichen an uns, sich langsam zurückzuziehen. Doch damit nicht genug; eine weitere Aktivität in Okonjima ist die Suche nach Leoparden. Am Nachmittag fuhr uns unser Ranger im offenen Geländewagen, ausgestattet mit einem Radio-Kontrollgerät und seinem Willen uns zufriedenzustellen, hinaus in die Tiefen des Reservats. Nach nur kurzer Zeit führte uns das Suchgerät tatsächlich zu einer Leoparden-Mutter mit zwei Jungen. Für mich ein absolutes Highlight – trotz Ranger-Ausbildung und mehrmonatigem Aufenthalt im Busch konnte ich diese wunderschönen Tiere noch nie so unmittelbar beobachten. Die gefleckte Jägerin hatte in der vergangenen Nacht eine Impala gerissen, deren Überreste im Baum hingen und woran eines der Jungen noch fleißig knabberte. Okonjima bescherte uns auf der gesamten Reise die aufregendsten Wildtierbeobachtungen – auch wenn nicht alles 100% „wild“ ist, sobald man die Hintergründe von AfriCat und Okonjima versteht, nimmt man das gerne in Kauf. Unser Safari-Erlebnis wurde sogar noch getoppt: Bush-Camp-Besuchern steht exklusiv ein „Hide“, ein Beobachtungsversteck, zur Verfügung. Der Ranger wirft Essensreste von den Lodges aus und wir konnten nachtaktive Tiere wie Schakale, Schabrackenhyänen und Stachelschweine beim Fressen und interaktiven Miteinander zusehen.
Zimmer:
80 bis 100 Meter voneinander entfernt liegen die acht großzügigen Chalets des Okonjima Bush Camps. Die reetgedeckten Rundhütten umfassen einen geräumigen Schlafbereich mit zwei großen Betten, einen offenen Wasch- und Duschbereich und eine separate Toilette. Es gibt keine wirklichen Wände, lediglich Zeltplanen und Moskitonetze als Fenster – man hat fast das Gefühl, man würde draußen schlafen. Die Betten sind auf die „Fensterfronten“ ausgerichtet, was einen direkten Blick auf den Busch ermöglicht. Zusätzlich wartet zwei Meter vom Chalet entfernt ein Mini-Chalet als Ruheraum auf die Gäste. Halboffen und mit zwei Kanapees ausgestattet, können Sie hier tagsüber zu Naturkino samt Warzenschweinen und Antilopen entspannen. Die Juniorsuite bieter mehr Platz und Luxus mit modernem Touch, hat allerdings weniger Busch- und umso mehr Hotelcharakter.
Essen:
Auswahl & Qualität: Das Abendessen war ausgezeichnet. Auch hier wurden wir mit mehreren Gängen verwöhnt und konnten zwischen zwei Hauptgerichten wählen. Obwohl wir nach neun Tagen schon mehrmals Wildfleisch gegessen hatten, entschied ich mich noch einmal für die Antilope, und wurde nicht enttäuscht. Die Liebe zum Detail in Okonjima spiegelte sich auch im Service und der Präsentation der Gerichte wider. Das Frühstück war etwas bescheidener, aber dennoch völlig ausreichend. Ein kleines Büfett umfasste Säfte, Cerealien, Joghurt und Aufschnitt, warme Speisen wurden nach Bestellung zubereitet.
Ambiente: Frühstück, Mittag- und Abendessen werden im Restaurant der Hauptlodge serviert. Tagsüber kann man den Blick auf das Wasserloch und in den Busch genießen, während am Abend das Flackern und der Duft des Lagerfeuers das Dinner untermalt.
Beste Reisezeit:
Zwischen Juli und September ist diese Region besonders trocken und es ist einfacher Tiere zu beobachten. Die Vegetation ist nicht so dicht und Wasserlöcher werden öfter von verschiedensten Tieren besucht. Das beste Wetter ist zwischen Mai und August, wenn es tagsüber etwas kühler ist, während es zwischen Oktober und Februar teilweise sehr heiß werden kann.
Anreise:
Das Okonjima Nature Reserve liegt circa drei Stunden nördlich von Windhuk, auf halber Strecke Richtung Etosha Nationalpark. Ein Aufenthalt im Bush Camp oder eine der anderen Lodges ist damit ein idealer Zwischenstopp. Okonjima ist in nördlicher und südlicher Richtung durch die asphaltierte Bundestraße B1 mit dem Rest des Landes verbunden. Das Reservat hat außerdem eine eigene Landepiste, die mit einem privaten Charterflugzeug angeflogen werden kann.
Eignet sich besonders für: Paare, Familien, Gruppen
Titelbild: Okonjima Luxury Bush Camp