Meine Kollegen und ich machten uns letzte Woche auf zu einer Bootstour, um Wale zu beobachten. Vorbei an der eigentlichen „Hauptstadt“ der Meeresriesen, Hermanus in Südafrika, ging es nach Gansbaai. Ich lebe seit über vier Jahren in Kapstadt und hatte schon mehrmals das Glück, Wale von der Küste aus zu beobachten, sei es direkt in Kapstadt oder in Hermanus. Eine Bootstour hatte ich derweil noch nicht gemacht, die Aufregung war entsprechend groß. Als wir vom freundlichen Team von Dyer Island Cruises empfangen wurden, hieß es, dass wir nicht nur versuchen werden, Wale zu sichten, sondern auf eine echte „Marine Big 5 Safari“ gehen. Zu den „Big Five“ der Meere gehören neben den größten Säugern der Erde auch Pinguine, Robben, Delfine und der Weiße Hai. Das ließ mich besonders aufhorchen. Schon immer faszinierte mich dieser sagenumwobene Spitzenprädator. Und tatsächlich; nach circa einer Stunde auf dem Boot, herrlichem Wetter und herrlicher Walbeobachtungen, machten wir direkt neben einem Boot der Schwesterfirma Marine Dynamics halt, die gerade Käfigtauchen mit Haien durchführte. Einen Augenblick später zeigte sich der circa drei Meter lange Weiße Hai. Das ruhige Gewässer und klare Licht tat uns einen großen Gefallen und ließ uns den beeindruckenden Rumpf, die Flossen und das berühmt-berüchtigte Gebiss bestens erkennen.
Mythos Weißer Hai
Es gibt wohl wenige Tiere, die so sagenumwoben sind wie der Weiße Hai. Spätestens seit Steven Spielbergs Kinoerfolg „Der Weiße Hai“ („Jaws“) wurde der faszinierende Raubfisch zu einer blutrünstigen Killermaschine, die eine besondere Gefahr auf Menschen ausübt. Nach wie vor sorgen die äußerst seltenen Haiübergriffe auf Menschen für weltweite Schlagzeilen, doch sollten den meisten Lesern mittlerweile bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit – rein statistisch – von einem Hai angegriffen zu werden, extrem gering ist. Woher kommt also die immerwährende Angst? Ist es das dunkle Unbekannte in den Tiefen des Meeres? Unsere Verletzbarkeit im Wasser? Oder einfach nur das begrenzte Wissen und die tatsächlich oft falschen Fakten über diesen ultimativen Räuber? Als ich den Weißen Hai nun das erste Mal sah, war mir schnell klar: natürlich ist dies kein wütender Killer, sondern ein wunderschönes Raubtier. Und ich möchte mit – zumindest einigen – der größten Klischees aufräumen. Hier also ein paar Fakten:
Schnelle Fakten
Woher kommt der Name? Aufgrund der auffälligen weißen Farbe des Bauches
Lateinischer Name: Carcharodon carcharias
Länge: Durchschnittlich 3-6 Meter
Gewicht: Bis zu 2000 Kilogramm
Größe der Zähne: Bei ausgewachsenen Tieren bis zu 7,5 Zentimeter
Fun Fact: Wie bei Raubvögeln und Spinnen ist das Weibchen meist größer als das Männchen
Kommt der Weiße Hai auch im Mittelmeer vor?
Der Weiße Hai kommt auch im Mittelmeer vor. Doch Sichtungen – wie vermeintlich im Juli 2018 vor Mallorca – sind extrem selten und der letzte Haiangriff war vor knapp 40 Jahren. Besonders hier ist der Weiße Hai aufgrund der Gewässerverschmutzung und dem schwindenden Thunfischbestand stark gefährdet. Ansonsten kommt der Weiße Hai weltweit in gemäßigten Regionen vor, im Winter auch in tropischen bzw. subtropischen. Zu den bekanntesten Verbreitungsgebieten gehören Südafrika, Südaustralien und Kalifornien (USA). Übrigens haben intensive Forschungsprojekte ergeben, dass der Weiße Hai bis zu fünf Monate auf hoher See verbringt, bis zu 11.000 Kilometer „wandert“ und bis zu 1000 Meter tief taucht.
Wenn der Jäger zum Gejagten wird
Der Weiße Hai bevorzugt besonders fettreiche Nahrung, so gehören zu seinen Beutetieren vor allem Seelöwen, Seerobben und Seeelefanten sowie Thunfisch. Aufgrund der wenigen Fettvorkommen ist der Mensch als Beutetier normalerweise uninteressant. Des Weiteren frisst der Weiße Hai auch Aas wie die nahrhafte Fettschicht eines Walkadavers. Was viele nicht wissen; auch der Weiße Hai kann zur Beute werden. Neben dem Menschen ist große Schwertwal (Orca orca) der einzige natürliche Feind.
Warum ist der Weiße Hai gefährdet?
Der Weiße Hai bzw. Zähne und Flossen gelten bis heute als begehrte Trophäe unter Sportanglern. Wie bereits erwähnt machen der Population vor allem schwindende Lebensräume, Wasserverschmutzung und mangelnde Nahrung zu schaffen.