Juli 20

Warum wir den Weißen Hai lieben

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Von Matthias Wichelhaus am Juli 20, 2018

Meine Kollegen und ich machten uns letzte Woche auf zu einer Bootstour, um Wale zu beobachten. Vorbei an der eigentlichen „Hauptstadt“ der Meeresriesen, Hermanus in Südafrika, ging es nach Gansbaai. Ich lebe seit über vier Jahren in Kapstadt und hatte schon mehrmals das Glück, Wale von der Küste aus zu beobachten, sei es direkt in Kapstadt oder in Hermanus. Eine Bootstour hatte ich derweil noch nicht gemacht, die Aufregung war entsprechend groß. Als wir vom freundlichen Team von Dyer Island Cruises empfangen wurden, hieß es, dass wir nicht nur versuchen werden, Wale zu sichten, sondern auf eine echte „Marine Big 5 Safari“ gehen. Zu den „Big Five“ der Meere gehören neben den größten Säugern der Erde auch Pinguine, Robben, Delfine und der Weiße Hai. Das ließ mich besonders aufhorchen. Schon immer faszinierte mich dieser sagenumwobene Spitzenprädator. Und tatsächlich; nach circa einer Stunde auf dem Boot, herrlichem Wetter und herrlicher Walbeobachtungen, machten wir direkt neben einem Boot der Schwesterfirma Marine Dynamics halt, die gerade Käfigtauchen mit Haien durchführte. Einen Augenblick später zeigte sich der circa drei Meter lange Weiße Hai. Das ruhige Gewässer und klare Licht tat uns einen großen Gefallen und ließ uns den beeindruckenden Rumpf, die Flossen und das berühmt-berüchtigte Gebiss bestens erkennen.

Wale vor der Küste Südafrikas
Verspielte Wale vor Gaansbai; Foto: Rhino Africa

Mythos Weißer Hai

Es gibt wohl wenige Tiere, die so sagenumwoben sind wie der Weiße Hai. Spätestens seit Steven Spielbergs Kinoerfolg „Der Weiße Hai“ („Jaws“) wurde der faszinierende Raubfisch zu einer blutrünstigen Killermaschine, die eine besondere Gefahr auf Menschen ausübt. Nach wie vor sorgen die äußerst seltenen Haiübergriffe auf Menschen für weltweite Schlagzeilen, doch sollten den meisten Lesern mittlerweile bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit – rein statistisch – von einem Hai angegriffen zu werden, extrem gering ist. Woher kommt also die immerwährende Angst? Ist es das dunkle Unbekannte in den Tiefen des Meeres? Unsere Verletzbarkeit im Wasser? Oder einfach nur das begrenzte Wissen und die tatsächlich oft falschen Fakten über diesen ultimativen Räuber? Als ich den Weißen Hai nun das erste Mal sah, war mir schnell klar: natürlich ist dies kein wütender Killer, sondern ein wunderschönes Raubtier. Und ich möchte mit – zumindest einigen – der größten Klischees aufräumen. Hier also ein paar Fakten:

Schnelle Fakten

Woher kommt der Name? Aufgrund der auffälligen weißen Farbe des Bauches

Lateinischer Name: Carcharodon carcharias

Länge: Durchschnittlich 3-6 Meter

Gewicht: Bis zu 2000 Kilogramm

Größe der Zähne: Bei ausgewachsenen Tieren bis zu 7,5 Zentimeter

Fun Fact: Wie bei Raubvögeln und Spinnen ist das Weibchen meist größer als das Männchen

Flosse eines weißen Hais ragt aus dem Wasser - Shark Cage Diving Kapstadt
Neugierig geworden? Foto: Marine Dynamics Shark Tours

Kommt der Weiße Hai auch im Mittelmeer vor?

Der Weiße Hai kommt auch im Mittelmeer vor. Doch Sichtungen – wie vermeintlich im Juli 2018 vor Mallorca – sind extrem selten und der letzte Haiangriff war vor knapp 40 Jahren. Besonders hier ist der Weiße Hai aufgrund der Gewässerverschmutzung und dem schwindenden Thunfischbestand stark gefährdet. Ansonsten kommt der Weiße Hai weltweit in gemäßigten Regionen vor, im Winter auch in tropischen bzw. subtropischen. Zu den bekanntesten Verbreitungsgebieten gehören Südafrika, Südaustralien und Kalifornien (USA). Übrigens haben intensive Forschungsprojekte ergeben, dass der Weiße Hai bis zu fünf Monate auf hoher See verbringt, bis zu 11.000 Kilometer „wandert“ und bis zu 1000 Meter tief taucht.

In Gansbaai erleben Sie Haie aus nächster Nähe, Foto: Marine Dynamics Shark Tours

 

Ein weißer Hai ragt aus dem Wasser - beim Shark Cage Diving in Südafrika
Furchteinflößender Räuber; Foto: Marine Dynamics Shark Tours

Wenn der Jäger zum Gejagten wird

Der Weiße Hai bevorzugt besonders fettreiche Nahrung, so gehören zu seinen Beutetieren vor allem Seelöwen, Seerobben und Seeelefanten sowie Thunfisch. Aufgrund der wenigen Fettvorkommen ist der Mensch als Beutetier normalerweise uninteressant. Des Weiteren frisst der Weiße Hai auch Aas wie die nahrhafte Fettschicht eines Walkadavers. Was viele nicht wissen; auch der Weiße Hai kann zur Beute werden. Neben dem Menschen ist große Schwertwal (Orca orca) der einzige natürliche Feind.

Robbenkolonie vor Südafrika
Robbenkolonie vor Gaansbai, die bevorzugte Beute des Hais; Foto: Rhino Africa

Warum ist der Weiße Hai gefährdet?

Der Weiße Hai bzw. Zähne und Flossen gelten bis heute als begehrte Trophäe unter Sportanglern. Wie bereits erwähnt machen der Population vor allem schwindende Lebensräume, Wasserverschmutzung und mangelnde Nahrung zu schaffen.

Auf Bootstour vor der Küste Südafrikas
Ausschau nach Walen und Haien; Foto: Rhino Africa

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Über den Autor

Matthias Wichelhaus

Zwischen Wäldern und Wiesen im beschaulichen Gummersbach bei Köln aufgewachsen, packte Matthias schon früh die Reiselust. Nach dem Wirtschaftsstudium in England und Stationen in den USA, Australien und Dubai tauschte er Schreibtisch gegen Safari und wurde Ranger in Südafrika. Heute teilt er sein Expertenwissen und seine Begeisterung für Afrika mit der ganzen Welt von Kapstadt aus.

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