Die feinen Linien von Pfeil und Bogen sind deutlich zu erkennen. Auch der Köcher sowie der agile Körper des Jägers heben sich in einem rötlichen Braun klar von der steinigen Leinwand ab. Dieses Gemälde hängt nicht etwa im Louvre oder MOMA, sondern befindet sich in einer Höhle in Südafrika. Den San und Khoi ist es zu verdanken, dass das Land heute eine der größten und bedeutendsten Felsmalerei-Sammlungen der Welt beherbergt. Immer wieder stoßen Forscher in einer der vielen archäologischen Fundstätten auf wertvolle Überreste, die uns verstehen lassen, wie die Menschen damals gelebt haben. Die Geschichte und Kultur Südafrikas hat vor langer Zeit begonnen, lange bevor europäische Entdecker das Kap der Guten Hoffnung umsegelten. Fühlen Sie sich wie Indiana Jones und begeben Sie sich während Ihrer Rundreise durch Südafrika auf die Spuren der Vergangenheit!
Im folgenden Beitrag erzählen wir Ihnen wo Sie die beeindruckenden Höhlenmalereien sowie historischen Funde bewundern können.
1. Taung Skull Site im Nordwestkap
Alles begann mit dem „Kind von Taung”. Der rund zwei Millionen Jahre alte fossile Schädel eines Vormenschen wurde im Jahr 1924 nahe der gleichnamigen Stadt ausgegraben. Der erste Fund eines Menschenaffen in Afrika – aus anthropologischer Sicht ein Meilenstein, denn er stützt Darwins Theorie, dass die afrikanischen Menschenaffen unsere nächsten Verwandten sind. Anfänglich nahmen Wissenschaftler an, dass das „Kind von Taung“ von einem anderen Hominiden oder einer Raubkatze getötet wurde. Letztere Theorie wurde passen, bedeutet „Taung“ doch „Der Ort des Löwens“. Aktuellere Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass der junge Menschenaffe wahrscheinlich von einem Greifvogel getötet wurde.
2. Höhlenmalereien in den Bergen: uKhahlamba Drakensberg Park
600 Locations mit über 35.000 unterschiedlichen Bildern – die größte Sammlung an Felsmalereien südlich der Sahara befindet sich in den atemberaubenden Drakensbergen. Die San, die einst in den Höhlen der höchsten Berge Südafrikas lebten, haben uns spannende Relikte über ihr spirituelles Leben hinterlassen. Wenn Sie gerne wandern und nicht davor zurückschrecken, durch Bäche zu schreiten und hier und da abseits der Wege zu spazieren, steht Ihnen ein einzigartiges Abenteuer bevor. Die Malereien zeigen sowohl Menschen als auch Tiere und sind äußerst gut erhalten. Auf einem mehrtägigen Hike haben Sie die Chance, wie einst die San in einer Höhle zu übernachten und dabei steinalte Kunst zu bestaunen.
3. Nelson’s Cave im Robberg Naturreservat
Diese archäologische Fundstätte ist ideal für Reisende, die auf der Garden Route unterwegs sind. Sie liegt mitten im malerischen Robberg Naturreservat. Von der Hauptstraße führt ein kleiner Wanderpfad zu Nelson’s Cave hinunter – ein traumhafter Meerblick winkt Ihnen hier ebenfalls. Paläontologen gehen davon aus, dass der modern denkende Mensch aus dieser Region Südafrikas stammt.
Obwohl Nelson’s Cave – auch als Nelson Bay Cave und Wagenaar’s Cave bekannt – lediglich 18 mal 35 Meter groß ist, birgt die Höhle eine Fülle an Informationen über das Leben von der Steinzeit bis heute. Beispielsweise erfahren Sie, dass der Indische Ozean nicht immer an die Wohnstätte unter dem Felsvorsprung grenzte. Von welchen Tieren und Pflanzen sich die Bewohner abgesehen von Muscheln und Fischen noch ernährt haben, sehen Sie bei Ihrem Besuch. Weitere öffentlich zugängliche Höhlen entlang der Garden Route sind die Pinnacle Point Caves bei Mossel Bay und Klasies River Caves bei Humansdorp.
4. Sibudu Cave in Kwa-Zulu Natal
Unter diesem Felsvorsprung haben wahre Heimwerker gelebt. Zu den wissenschaftlichen Funden in Kwa-Zulu Natal gehören die mit rund 60.000 Jahren älteste Nadel sowie die mit etwa 77.000 Jahren älteste Bettwäsche. Doch damit nicht genug. Die Bewohner der Höhle fertigten auch den ersten Knochenpfeil an und stellten mithilfe von Hitze eine erste Form von Klebstoff her. Die Anzahl der verblüffenden Funden wächst ständig weiter. Durban steht sowieso auf Ihrem Reiseplan? Super, denn von der Hafenstadt sind es nur 40 Kilometer zu dieser steinzeitlichen Kulturstätte.
5. Stadsaal im Gebirgszug Cederberg
Stadsaal – Afrikaans für Rathaus – ist eine vom Wind über Jahrtausende geformte Höhle. Dieser einmalige Ort diente den Menschen aus der Region seit dem späten 19. Jahrhundert als wichtiger Treffpunkt für politische Besprechungen. Nur wenige hundert Meter weiter befinden sich deutlich ältere Zeugnisse der Geschichte: Auf dem grauen Felsen prangt eine rote Elefantenherde, neben drei Menschengruppen. Was für ein Meisterwerk!
Die San haben ihre Bilder mit Farbe aus Steinen, Kohle und weißem Lehm an die Felswände gemalt. Da die schwarze Farbe im Laufe der Zeit verblasst ist, sieht es so aus, als hätten die dargestellten Menschen keine Köpfe. Um ein Erinnerungsfoto der mehr als 1000 Jahre alten Kunst zu schießen, müssen Sie eine Zugangserlaubnis auf der Dwarsrivier Farm beim Uitkyk Pass einholen. Weitere Stätten in den Cederbergen, die Sie aufsuchen sollten, sind Truitjieskraal, Southern Arch und Varkkloof.
6. Archäologisches Erbe in Limpopo: Mapungubwe
Auch in der südafrikanischen Savanne erwarten Sie geschichtliche Highlights: An der Grenze zu Simbabwe und Botswana befand sich einst das antike Königreich Mapungubwe. Gold, Elfenbein, ertragreiche Ernte – der ansässige Stamm schwamm im Reichtum. Einer der bekanntesten Funde aus der Region ist das Goldene Nashorn. Archäologen haben herausgefunden, dass das Königreich ein sehr gutes Handelsnetzwerk über die Ostküste bis nach Indien pflegte. Im 14. Jahrhundert wurde die Siedlung jedoch verlassen. Vor Ort erfahren Sie weitere Fakten darüber, wie es in Südafrika zu Zeiten des Mittelalters aussah. Kulturliebhaber, die auch die „Big Five“ – Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel und Leopard – erleben möchten, sind bei diesem UNESCO-Weltkulturerbe genau richtig.
7. Dinorben Rock Art im Eastern Cape
Um diese Felsmalereien zu sehen, müssen Sie nicht erst durch wildes Terrain wandern. Das 40 Meter lange Ensemble an bunten Darstellungen befindet sich zwischen Barkly East und Elliot. Charakteristisch für die Kunstwerke an dem Felsvorsprung sind die vielen weißen Flecken. Diese sind typisch für gemalte Kampfszenen der San. Es wird angenommen, dass sich die Jäger durch die Malereien übernatürliche Kräfte versprachen.
8. Blombos Cave im Western Cape
BBC – bitte nicht mit der britischen Rundfunkanstalt verwechseln – ist die Fundstätte einer großen Ansammlung an vorzeitlichen Innovationen, Vorratsbehältern sowie Werkzeugen. Die Höhle beim Kap Agulhas wurde 1991 entdeckt und ist damit aus wissenschaftlicher Sicht eine relativ neue Schatzkammer. Unter den Fundstücken sind zwei rund 77.000 Jahre alte verzierte Ockerstücke – wahrscheinlich die ältesten bekannten Kunstwerke, die von Menschenhand geschaffen wurden. Bei Ausgrabungen hat man außerdem 65 Perlen gefunden, deren Farbe durch Hitze verändert wurde. Schmuck gehörte also schon im Middle Stone Age zum Outfit.
9. Bakoni Ruinen in Mpumalanga
Mysteriös ist er, Adams Kalender. In den Hügeln von Emngwenya liegt einer der ältesten Monolith-Kalender der Welt versteckt. Er wurde vor rund 75.000 Jahren in der verträumten Natur von Mpumalanga erbaut. Das kreisförmige Ensemble aus Steinen stimmt mit den geografischen Himmelsrichtungen unseres Planeten überein – dies ist faszinierend und erstaunlich zugleich. Wie sind die Erschaffer des Kalenders auf die Berechnung von Sonnenwenden gekommen? Wie kam es zu der exakten Berechnung der Tag-und-Nacht-Gleiche? Warum stimmt die Position der Monolithen mit dem Sternbild Orion überein? Andere Überbleibsel der Bakoni Ruinen datieren mehr als 200.000 Jahre zurück. Bestaunen Sie die vergessene Stadt Afrikas auf der Fahrt in den Krüger Nationalpark!
10. Sterkfontein Caves – Archäologische Highlights bei Johannesburg
„Little Foot”, ein drei Millionen Jahre altes Australopithecus-Skelett, und „Mrs Ples“, ein rund 2,1 Millionen Jahre alter Australopithecus-Schädel sind wohl die bekanntesten Entdeckungen der Sterkfontein Caves. Halbstündlich starten geführte Touren durch das labyrinthartige Höhlensystem. Einige Fossilien, die hier entdeckt wurden, datieren sogar vier Millionen Jahre zurück und sind damit Zeugnisse der Geburt der Menschheit. Eine Ausstellung informiert über die archäologisch wertvollsten Funde der Höhle und versetzt Besucher mit seinen anschaulichen Präsentationen in die prähistorische Vergangenheit zurück.
Die Sterkfontein Caves befinden sich bei Krugerdorp, rund 40 Kilometer nordwestlich von Johannesburg. Das Besucherzentrum mit dem passenden Namen Maropeng – „Zum Ort des Ursprungs zurückkehren” – ist gleichzeitig auch das Tor zur Region Cradle of Humankind, der „Wiege der Menschheit". Hier erfahren Sie alles über den Beginn der Menschheitsgeschichte. In diesem Sinne: Willkommen zu Hause!
Südafrikas archäologische Schätze
Abgesehen vom Krüger Nationalpark, Kapstadt und der Garden Route legen wir Ihnen ans Herz, zumindest einige der archäologischen Fundstätten während Ihres Urlaubs in Südafrika zu besuchen. Schließlich beweisen Entdeckungen wie die des Frühmenschen „Homo naledi”, dass die Suche nach unserem Ursprung noch lange nicht abgeschlossen ist. Erleben Sie die verschiedenen Kulturen in Südafrika mal anders! Hier beginnt die fesselnde Geschichte des Menschen.
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