Oktober 3

Bierzelt statt Safarizelt – Oktoberfest auf Afrikanisch (2)

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Von Tina Zeinlinger am Oktober 3, 2018

Auch wenn wir alle – und ganz besonders in Kapstadt – Wasser sehr zu schätzen wissen, lässt sich mit Wasser allein noch kein gutes Bier brauen. Und schon gar nicht lässt sich mit Bier allein ein gelungenes Oktoberfest feiern. Darum dreht sich in diesem zweiten Teil unserer Oktoberfest-Serie alles um Wiesn-Zutat zwei und drei: Die guade Musi und die deftige Speis‘!

Oktoberfest Zutaten

Oktoberfest-Zutat 2: Die Musi (Hopfen)

Hopfen gilt als die „Seele des Bieres“. Sie verleiht dem Bier sein spezifisches Aroma und auch die feste Schaumkrone auf einem frisch eingeschenkten Bier verdanken wir dem Hopfen – das i-Tüpfelchen des Biergenusses sozusagen. Das Sahnehäubchen eines jeden Oktoberfestbesuchs ist oft die zünftige Wiesn-Musik.

Drum Cafés statt Bierbänke

Während man sich in Bayern im Schützenzelt trifft, um auf blau-weißen Bierbänken zu traditioneller Blasmusik zu schunkeln, zu singen und zu klatschen, erfreuen sich in Kapstadt die sogenannten Drum Cafés besonderer Beliebtheit. Hier tanzt man zum Sound von Marimbas, Trommeln und afrikanischen Stimmen und bekommt typische nationale Speisen sowie Drinks serviert. Für lebhafte Beats & Drums sorgen auch die Babatoni, eine südafrikanische Bassgitarre, Mund- und Musikbogen sowie das Akadinda, ein Xylophon, das aus Bananenstämmen besteht und aufgrund seiner Größe von bis zu sechs Spielern angeschlagen werden muss. Tanz, bunte Kleider und viel Freude sind bei afrikanischer Livemusik natürlich inkludiert. Klingt doch nach einer würdigen (afrikanischen) Alternative zum Zillertaler Hochzeitsmarsch, oder?

Afrikanische Trommeln als Stimmungsmacher

Für all jene, die auf der Wiesn eher zu modernem Schlager statt zünftigen Klängen wippen, hält der Westkap auch peppigere Varianten südafrikanischer Musik bereit. Kwela und Kwaito – auch „die Melodie der Townships und Minibusse“ genannt, bringen vor allem die junge Generation aufs Tanzpakett. Die jazzorientierten Klänge, mit einem Hauch von Hip-Hop in Zeitlupe ist mehr als nur Musik für die Südafrikaner. Darüber hinaus haben die Sprechgesänge in Zulu oder anderen Landessprachen oft weitaus tiefgreifenderen Textgehalt als „Cowboy und Indianer“ oder „Er hat ein knallrotes Gummiboot“.

Alternative zur Blasmusikkapelle

Eingeflogene Blaskapelle

Noch immer skeptisch? Wer auf „Das rote Pferd“, „Viva Colonia“ und „Fiesta Mexicana“ ganz und gar nicht verzichten kann, sollte sich wohl jetzt schon mal die Frequenz der südafrikanischen Schlager-Radiosender heraussuchen. Wem das noch immer reicht, um den Krug zum Prosten zu erheben, dem bleibt wohl nichts Anderes übrig als sich Tickets Oktoberfest in Durbanville zu besorgen. Auf der Wiesn unweit der Mother City sind nämlich die waschechten „Kirchdorfer“ jährliche Fixstarter. Fast schon traditionsgemäß macht sich die populäre Oktoberfestkapelle nach ihren Auftritten in den Münchner Bierzelten direkt auf den Weg nach Afrika, um dort mit Klassikern wie „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ den Buam und Madln aus aller Welt so richtig einzuheizen.

Oktoberfest-Zutat 3: Die Speis‘ (Malz)

Ob blond, braun, schwarz, bernsteinfarben, lichthell, süßlich oder würzig – das Braumalz gibt dem Bier seine Farbe und: seine Geschmacksfülle. Die dritte essenzielle Zutat für unser afrikanisches Oktoberfest nach bayrischer Tradition ist daher die passende Kulinarik.

Weißwurst und Breze
Die weltbekannte Wiesn-Weißwurst

Wer der Meinung ist, dass nur die Bayern verrückt nach ihren Brez‘n sind, der hat sich gewaltig getäuscht. Denn „Pretzels“ liegen in Südafrika groß im Trend. Anders als das zünftige Laugengebäck, das für den echten Wiesn-Geher zu Weißwurst, Leberkas und Obazda eine unverzichtbare Beilage darstellt, werden „Pretzels“ in der Regenbogennation als Knabbergebäck gereicht. Die Geschmacksrichtungen der knusprigen Mini-Brez’n gehen dabei weit über das auch in Deutschland bekannte Salzgebäck hinaus: Von Sweet Chili, Barbecue, Cheddar Käse und Jalapeno über Sour Cream und karamell mit Meersalz  bis hin zu Honigsenf mit Zwiebeln ist alles mit dabei. Für Naschkatzen gibt es die „Pretzels“ auch mit süßem Schokoladen, Karamell- oder Joghurtüberzug.

süße pretzels mit karamell und schokolade
Süße Brezn für die süßen Madln

Weißwurst am Westkap

Auch Fleischtiger, die auf der Suche nach Weißwurst, Eisbein und Leberkäse sind, werden in Südafrika fündig. So lockt im Kapstädter Gardens Centre ein deutscher Schlachter mit Bockwurst, Wiener Würstchen, Käsegriller und Mettwurst für den Brotzeitteller zu Hause, während in zahlreichen Restaurants bayrische Hausmannskost aufgetischt wird: Im „Eimer“ der Mother City wird beispielsweise Eisbein mit Kartoffelbrei, Sauerkraut und Senf serviert und im Beerhaus Bavaria in Pretoria bekommt man neben „Obatzda“, „Knackwurscht“ und „Bierhendl“ auch eine „Leberkas“ oder „Chickenschnitzel Roll“ vorgesetzt. Im Kapstädter Borage Bistro findet man während der Oktoberfest-Saison sogar ein „German Weißwurstfrühstück“ auf der Karte. Klingt gschmackig? Finden wir auch!

In diesem Sinne: Guten Appetit! Oder, wie der Bayer sagt: An Guadn!

Und bevor die Buam zu schreien beginnen, dass die letzte Oktoberfest-Zutat – nämlich die feschen Madln – noch fehlt, geht’s hier zum dritten und letzten Teil unserer Oktoberfest-Serie.


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Kulinarik


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Tina Zeinlinger

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